Der erste Absatz der Einleitung konfrontiert den Leser mit der Realität, die an so manchen Orten, in so manchen Regionen Deutschlands anzutreffen ist: „Bemerkenswerte Bedeutung dieses Landstrichs“, „… ein beliebtes Naherholungsgebiet…“, „… laden zum Verweilen ein …“, und dann: „… die seit 20 Jahren stillgelegte Eisenbahn“ (Vorwort S. 5), also bedienen wir uns wieder fleißig des Autos, um diese Landschaft zu erreichen? Mancher Erholungssuchende kann und will nicht das Fahrrad benutzen! Der Blick zurück und die Reise in die Vergangenheit der Muldentalbahn, den der Verfasser mit Text und Fotos unternimmt, machen das Stilllegungs-Trauerspiel erst recht deutlich.
Der Verfasser dokumentiert die Bahnlinie durchs Muldental von Süd nach Nord aus der Sicht der 1980er Jahre in drei Abschnitten; dem Leser leisten bei der Lektüre die beiden Strecken- bzw. Verkehrswegekarten eine wichtige Hilfe, so kann er sich orientieren, die Fotos zuordnen und ist direkt vor Ort. Jedem dieser Kapitel ist ein kurzer Textteil vorgeschaltet; hier lernt der Leser die Geschichte und einige Besonderheiten beim Bau der Strecke sowie die historische Bedeutung von Bahnhöfen und BW kennen und wird über den Einsatz von Dampfloks exakt nach ihrer Beheimatung und Ordnungsnummer informiert. Eine kurze Streckenbeschreibung rundet jeweils den Text ab.
Und dann folgen die Fotos: Einige wenige in Schwarz-Weiß, sonst alle in Farbe,- fast ausschließlich großformatig halb- und ganzseitig. Fast immer sind die Loks unter Dampf, in Betrieb, unterwegs (wie der Untertitel des Buches es sagt), in Aktion, die Fotostandorte hervorragend ausgewählt; die Fotos aus den diversen BW vermitteln den Eindruck, dass es sogleich weiter geht und der Einsatz der Lok kurz bevorsteht. „Und wie immer geht es … um das Motiv des Zuges in der Landschaft“ (Vorwort S. 5 / 6), dies ist dem Verfasser vollumfänglich gelungen: Aufnahmen der Tal-Landschaft, von Burgen und Stadtansichten, von Brückenbauwerken / Brücken-Über- und -Unterführungrn (Göhrener Viadukt), zu unterschiedlichen Jahreszeiten und mit Dampfzügen / Dampfloks. Die jeweils abgelichteten Loks und Züge werden exakt dokumentiert: Die Bildtexte machen Angaben zur gerade befahrenen Strecke mit Anfangs- und Endpunkt, zum Einsatz der Fahrzeuge, mit einzelnen Hinweisen auf die Landschaft / die Bebauung sowie mit Aufnahmeort und -Zeitpunkt. Die Fotos sind wahrlich seitenfüllend, so dass eine Anzahl der zugehörigen Texte erst Platz auf der folgenden Seite finden und dort nach Umblättern erlesen werden müssen,- etwas umständlich; dies wird vollends wett gemacht durch Größe und Qualität der Fotos.
Eingerahmt wird die Präsentation der Muldentalstrecke (fast 90 Seiten) durch einen Rückblick auf die Einsatzstelle Rochlitz mit Schwarz-Weiß-Fotos meist aus den 1970er Jahren (Fotos und ihre Texte in der gleichen Qualität wie bei den Kapiteln 2 bis 4) sowie durch die textliche und fotografische Erinnerung an die offizielle Verabschiedung vom Dampfbetrieb im Juni 1988; hier präsentiert der Verfasser im Grunde noch einmal alles, was er im Laufe der Jahre auf der Strecke „eingefangen“ hatte (und noch einige „Besuchs-Loks“ dazu). Dass der diesem 5. Kapitel vorgeschaltete Text „Von 1988 bis heute“ nicht gerade optimistisch stimmt …, siehe Einleitung dieser Rezension!
Wahrlich, dieser Bildband wird allen Dampflok-Liebhabern Freude bereiten und bei manch einem alt-sächsischen Reichsbahner eine Menge an Erinnerungen wecken.
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