„Was hat es nicht alles schon mal gegeben in unserem Saarland“,- dieser Satz aus dem Vorwort (Seite 6) könnte Programm sein für eine große Anzahl von Landschaften / Bundesländern in Deutschland: Veränderungen an der Eisenbahn und der Eisenbahn-Infrastruktur sind allgegenwärtig sichtbar, leider viel zu häufig verbunden mit den Begriffen „Still-Legung“, „Abbau“, „Zurückbau“,- viel zu häufig liest und hört man „einmal weg, für immer weg“, Wieder-Inbetriebsetzungen sind der Politik zu teuer. „Eisenbahnen im Saarland, einst und jetzt“ spannt die Brücke zwischen früher und heute, und der Leser / die Leserin tut gut daran, die zuvor angesprochenen sogenannten „Veränderungen“ beiseite zu schieben, damit man sich an diesem Buch erfreuen kann. Der Verfasser bietet 54 Bildpaare und Vergleiche an, auf jeweils einer Doppelseite: So sah es früher aus, so sieht die Aufnahmestelle des 1. Fotos heute auf dem 2. Foto aus. Neben den rein auf die Eisenbahn bezogenen Aspekten gibt der Verfasser in Texten und Bildern „einen grundlegenden Einblick in viele Bereiche der Geschichte“ (Vorwort des Verfassers Seite 7), vor allem auch in die Wirtschaft des Saarlandes mit Kohleförderung, Stahlerzeugung und den Pendlerströmen aus dem weniger strukturstarken Umland. Er verdeutlicht die Rolle der Eisenbahn für diese Montanregion, und die Dichte an Eisenbahnstrecken ist für den Leser schon etwas überraschend. Hier stellen die Streckenkarten im Vor- und Nachsatz eine bedeutende Hilfestellung bei der Verortung der Bildpaare dar, wobei die farbigen Streckenlinien auf der Karte im Nachsatz wieder ein mehr beklemmendes Gefühl beim Leser wecken: Rot, Orange, Violett stehen für das Gespenst „abgebaut, nicht befahrbar, ohne regelmäßigen Verkehr“. Die Früher-Heute-Gegenüberstellungen sind gut gelungen: Die Texte geben ausführliche Informationen zur Historie von Bahnen und Strecken, von Siedlungen, Industriebetrieben und Aussichten im Hinblick auf die Zukunft (Verkehrsentwicklungsplan); der Verfasser beweist hier, dass er gut recherchiert und sich im hohen Maße sachkundig gemacht hat. Der Leser sollte schon „multi-tasking-fähig“ sein: Er muss sich an den Streckenkarten (besonders an der Karte im Vorsatz) orientieren, lesen und Informationen aufnehmen, eine Reihe von Hinweisen im Text in den Fotos verorten und Vergleiche anstellen. Der Rezensent hat bei seiner Lektüre sowohl eine topografische Karte als auch eine Straßenkarte zur Hilfe herangezogen. Auf diese Weise wird man dem Anliegen des Verfassers gerecht; so stellt sich der Rezensent das „Vertiefen“ in ein Buch vor! Die Texte sind für jedermann sprachlich verständlich geschrieben. Zwar wird der Lesevorgang immer wieder unterbrochen durch die Notwendigkeit, Betrachtungs-Hinweise und Informationen auf den Fotos zu verifizieren, es bereitet aber keine Problem, den roten Faden wieder aufzunehmen, die Lektüre bleibt unterhaltsam, informativ und interessant. Der saarländische Bahnkenner wird sich wieder an Vergangenes erinnern können und dabei Veränderungen akzeptieren müssen; die nicht so ortskundigen Bahnfreunde erfreuen sich an den halb- und ganzseitigen Fotos, meist in Farbe, an den Zügen unterwegs in typischen saarländischen Landschaften, an historischen Gebäuden (alten und restaurierten) sowie an den gelungenen Gegenüberstellungen. Auf zwei weiteren Seiten bietet der Verfasser einen Einblick in die Stellwerkstechnik bei den saarländischen Eisenbahnen einst und jetzt.
„Eisenbahnen im Saarland, einst und jetzt“ leitet an „zum Erinnern und Vergleichen, Neu- und Wiederentdecken“ (Einband hinten) und macht dem Eisenbahnfreund Mut, in seiner Umgebung, in seinem Bundesland sich auf den Weg zu machen, ebenfalls Entdeckungen solcher Art in Angriff zu nehmen. Dies ist ein anregendes, interessantes und empfehlenswertes Buch.
von Peter Höhbusch
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