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Reiseführer Europa

Rezension: Rollbockbahn & Mylische Berta
Die Geschichte der Nebenbahnen rund um Reichenbach

Rollbockbahn & Mylische Berta Gleich vorweg: Wer sich dieses Buch zur Hand nimmt und nicht unmittelbar mit der Gegend rum um Reichenbach im Vogtland vertraut ist, sollte unbedingt Kartenmaterial zur Hilfe heranziehen, und zwar eine physische Karte und zwei Streckenkarten (aktuell und historisch); die Streckenkarte von 1960 auf Seite 81 ist aus der Sicht des Rezensenten zu klein sowie durch die zusätzlich eingezeichneten Straßen und die Beschriftung unübersichtlich. Wenn der Leser sich orientiert hat und ihm die räumliche Einordnung gelungen ist, wird er Gefallen an diesem Buch finden.  Hier hat ein einheimischer Fachmann seine Kenntnisse überzeugend zu Papier gebracht. Seine Recherchen / sein Wissen um räumliche und politische Zusammenhänge bilden die Grundlage für eine solide und überzeugende Dokumentation der Geschichte der Nebenbahnen rund um Reichenbach. Schaut man ins Inhaltsverzeichnis, so ist es dem Verfasser gelungen, Ordnung in sein Fachwissen zu bekommen; das Buch besteht -- nach der einleitenden Darlegung der weit zurück reichenden Geschichte des Vogtlandes als Durchgangsland für den Handel – aus 2 Hauptkapiteln: Geschichte der Nebenbahn Reichenbach – Mylau – Lengenfeld und Geschichte der Schmalspurbahn Reichenbach – Oberheinsdorf  („Rollbock“). Das Wort „Geschichte“ bezeichnet hier den Weg beider Bahnen bis zu ihrer Still-Legung / ihrem Abbau,- wenn man das Buch gelesen hat, ist das Ende eigentlich bedauerlich: Ob heute ein Museumsbetrieb nicht möglich wäre? Dem letzten Abschnitt des Buches bleibt es vorbehalten, optimistisch in die Zukunft zu schauen („Traditionsverein Rollbockbahn e.V.“). Durch die Untergliederung in Abschnitte werden beide Hauptkapitel nicht langatmig; der Autor nimmt den Leser mit auf die Reise, zeigt die wirtschaftliche Bedeutung der Bahn in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts („Betriebsstellen“) und den Kampf der Anlieger (Gewerbebetriebe, Politik, Bevölkerung) um Bau / Weiterführung und Anschlüsse auf (auch vor 120 Jahren hatten die Behörden Angst vor ausufernden Kosten!). Einblicke in die Arbeit der Bahnmeisterei, Einsätze von Lokomotiven und Triebwagen, Bahnpost und Reiseverkehr verdeutlichen dem staunenden Leser, welche Bedeutung diese verhältnismäßig kurzen Bahnstrecken in der Vergangenheit besaßen,- heute kaum vorstellbar. Aber auch das verschweigt der Autor nicht, es ging dann doch bergab mit dieser Bahn: Die Abschnitte „Der geplante Weiterbau nach Greiz und der Konkurrent Straße“ sowie „Ein Ende auf Raten“ stehen wieder beispielhaft für so viele ähnliche Vorgänge landauf landab. Eindrucksvoll dokumentiert das Fotomaterial die Historie: In Schwarz-Weiß, in Farbe (zusätzlich mit einigen colorierten Postkarten), - und immer wieder mal die Bediensteten ins Bild gesetzt. Hier gibt es keine Hochglanz-Fotos in bester Auflösung, hier wird der Betrachter mit Historie pur konfrontiert; und er wird seine Freude haben an der Landschaft und den Ortsansichten, an Aufnahmen von Zügen auf der Strecke, an Dampfloks und hier besonders an den archaisch anmutenden Fairlie-Schmalspur-Loks.  Texte zu den Fotos bieten zusätzliche Informationen (Ort, Datum / Jahr, Besonderheiten zu Loks, ihrer Geschichte sowie zu ihrem Unterhaltungszustand).

Dies ist eine gelungene Dokumentation, geschrieben von einem Fachmann und Kenner der Nebenbahnen rund um Reichenbach, nicht nur für alle, die im Vogtland zu Hause sind, sondern auch für diejenigen Eisenbahnfreunde, die historisch interessiert sind und auch an der „kleinen großen Eisenbahn“ Gefallen finden,- sehr empfehlenswert.

Peter Höhbusch


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