Autorenporträt Jürgen Weiskirch
In meiner Erinnerung fasziniert mich seit frühester Kindheit die Eisenbahn. Mein 3 Jahre älterer Bruder fand mit 8 Jahren eine Märklin-Eisenbahn zum Weihnachtsfestunter dem Baum vor. Diese wurde aus Platzgründen jedoch immer nur Weihnachten aufgebaut, wobei mein Vater das größere Interesse daran zeigte, Häuschen baute, Landschaft modellierte und eigentlich dafür sorgte, dass das Rollmaterial mehr wurde.
Da war mein Interesse ausgeprägter und im neuen Haus gab es dann auch Platz für den dauerhaften Ausbau. In Eiserfeld gab es 2 Märklin-Händler, der eine hatte ein großes Schaufenster, an dem ich mir in der Adventszeit die Nase platt drückte, weil dort auf einem recht großen NOCH-Gelände die Züge ihre Runden drehten. 1967 bekam ich zu Weihnachten meine erste Lokomotive geschenkt, eine V 100 - die übrigens heute immer noch zuverlässig (inzwischen digitalisiert) fährt.
Das Interesse an der großen Eisenbahn gewann ab dem 5. Schuljahr an Fahrt, weil meines besten Freundes Vater Stellwerkbediensteter in Siegen war und am Wochenende, bei weniger Betrieb und Verkehr im Bahnhof Siegen, die Inspektion für uns von Lokschuppen, Drehscheibe und Stellwerk möglich war. Auch eine Mitfahrt auf einer Lok war hier und da drin. So entstand der bei den Jungs viel gehegte Berufswunsch Lokführer zu werden. Ein bürokratisches Missgeschick führte jedoch dazu, dass mein Werdegang bei der Deutschen Bundesbahn im nicht technischen Dienst begann - ein Mitarbeiter der damaligen Generaldirektion Siegen hatte das Kreuzchen falsch gesetzt, es hätte technischer Dienst heißen müssen ...
Kurzum, es gab kein Zurück, entweder imBahnhof Hüttental-Weidenau anfangen oder gar nicht, die geburtenstarkenJahrgänge (1959) ließen auf dem Ausbildungsmarkt keine großartigen Alternativen zu.
Nach der Ausbildung wurde ich 1978 wegen fehlender Planstelle nach Hagen Güterbahnhof versetzt, ein damaliger Umschlagbahnhof mit dem Schwerpunkt des Stückgutwagen-Umschlags (1.200 Wagen täglich) und dem prosperierenden Container-Terminal. Hier lernte ich das Rangiergeschäftvon der Pike auf, vom Hemmschuhlegenbis hin zum Bergmeister (Ablaufberg).
Die Rückkehr ins Siegerland war nur mit einem Arbeitgeberwechsel zur Siegener Kreisbahn, der heutigen Kreisbahn Siegen-Wittgenstein, möglich, bei der ich von 1985 bis 1991 (gerne) in Diensten stand.
Der Ausgleich zu meiner Arbeit seitdem (ich bin Gewerkschaftssekretär bei ver.di) ist die Eisenbahn als Hobby geblieben. Jahrelang habe ich im Geschäft, auf Börsen oder Modellbahnmessen Schienen, Loks und Wagen erstanden. Zurzeit entsteht daraus eine H0-Modellbahn (L-Form 8,20 X 5,60 Meter), deren Bauzeit bedingt durch den Job vermutlich noch einige Jahre in Anspruch nehmen wird.
Inspiriert werde ich durch jährliche Exkursionen in die Schweiz. Ab 2009 war zunächst die Gotthardstrecke das Ziel. Ob Süd- oder Nordrampe, von Bellinzona bis nach Flüelen habe ich gefühlt jede Ecke abgelaufen - und fotografiert. Mit der Inbetriebnahme des Basistunnels 2016 ist das jedoch uninteressant geworden. Es fährt kaum noch was an Güterzügen über den Berg, das Depot in Erstfeld hat SBB Historikübernommen, und an die Portale des Basistunnel kommt man auf der Süd- und Nordseite um Züge zu sehen und zu fotografieren oder zu filmennicht heran.
Ortswechsel zum Berner Oberland und hier nach Frutigen, dem Bahnhof wo es sich in die Bergstrecke oder in den Basistunnel des Lötschberg verzweigt. Hier kommt man ziemlich nah an die fahrenden Züge ran und es ist ein guter Ausgangspunkt den Wanderweg nach Spiez hinunter oder nach Kandersteg hinauf an der Bahnstrecke zu nutzen. Der 'Autoverlad' in Kandersteg birgt die Möglichkeit ins Rhonetal zu wechseln. Zu empfehlen ist der (Bahn-) Wanderwegvon Hohtenn bis nach Brig.
Auch in den nächsten Zeit wird der Lötschberg das Ziel der jährlichen Eisenbahn-Exkursionen sein, denn am Lötschberg wird gebaut. Nach der Ertüchtigung des Scheiteltunnels wird der Basistunnel auf 2 Röhren erweitert. Während der Bauphase dürfte verstärkt der Güterzugbetrieb auf die Bergstrecke verlegt werden, bevor der Basistunnel für mehrere Monate total gesperrt werden muss.
Zum Fotografieren und Filmen dürfte diese Phase paradiesisch werden und das eine oder andere Foto findet sich bestimmt auf Achim Walders Internetseite Eisenbahn-Europa.de wieder.
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